150 Jahre Feuerwehr Dingolfing – Teil III


Erfahrung trifft Neugier

 

Die Senioren und die Junioren der Feuerwehr vor dem ältesten Fahrzeug der Feuerwehr: Senioren – Herrmann Weber (von links), Ludwig Zellner, Joseph Hofmann senior und Ernst Glas. Davor die Jüngsten der Feuerwehr: Jonas Palko, David Schinharl und Fabian Feik.

Was haben Feuerwehrkameraden 80 plus mit denen 13 plus gemeinsam? Sie lieben die Feuerwehrsache, sind aber nicht im aktiven Einsatz. Die einen, weil sie den schon lange hinter sich gelassen haben, die anderen werden gerade darauf vorbereitet.
Mehr als 240 Jahre Feuerwehrerfahrung sitzen an einem Tisch: Herrmann Weber, Erich Glas, Joseph Hofmann sen. und Ludwig Zellner. Gegenüber: drei der jüngsten Feuerwehrkameraden, David Schinharl (13) , Fabian Feik (14) und Jonas Palko (15).
Sehr gelassen sitzen die Senioren den Junioren gegenüber. Der korrekte Ausdruck wäre dafür eigentlich: cool. Und Jonas beginnt mit der Fragerunde: „Was haben Sie denn schon g‘wusst als Sie in der Jugendgruppen angefangen haben über Feuer und die Gefahren und die Feuerwehr?“
„Als mir ang‘fangen ham, da hat‘s noch gar

„Alle für einen, einer für alle.“ Diesem Motto sieht sich auch die Feuerwehrarbeit verpflichtet. Die kleinste Teameinheit bei der Feuerwehr sind immer mindestens zwei Feuerwehrkameraden. Wer Teamarbeit nicht kann, lernt das bei der Feuerwehr. Das ist bei den zahlreichen und vielfältigen Einsätzen lebenswichtig.

koa Jugendgruppe‘n ge’m“ meint Ernst Glas, der bei der Freiwilligen Feuerwehr in Dingolfing Kommandant gewesen ist. „Die erste Jugendgruppe hat’s bei uns erst Anfang der 70er Jahre gegeben“. Das bedeutet – Learning bei Doing für die oid’n Hasen. Anfang der 50er Jahre sind der Herrmann, der Sepp und der Wigg gemeinsam zur Feuerwehr, als Buben waren sie in die selbe Schul-Klasse gegangen. Das war die Ausbildung: Hingehen, mitmachen, mitlernen. Acht Jahre nach dem Krieg, da war die Feuerwehr noch nicht so strukturiert wie heute, wo die Ausbildung mit den ganz Jungen beginnt. Da die Feuerwehr auch in den 50ern schon andere Aufgaben hatte, als „nur“ Feuerlöschen, waren die Burschen gefragt, denn im Krieg hatten die drei schon andere Dinge gesehen.

In Dingolfing können Mädchen und Jungen heute ab 14 Jahren der Jugendfeuerwehr beitreten. Mit 16 Jahren beginnt dann die Feuerwehr-Grundausbildung. Manchmal dürfen die Jugendlichen dann schon bei kleineren, ungefährlichen Einsätzen teilnehmen, mit 18 Jahren geht es dann zur erwachsenen Einsatzmannschaft. Regelmäßige Gruppenstunden, feuerwehrtechnisches Wissen, Spaß im Team, Erste Hilfe Ausbildung, Prüfungen, später Weiterbildungen an Maschinen – so schaut heute das Jugendprogramm aus. Damals beim Wigg und den Kollegen war das alles noch ganz anders, von der Ausbildung her und vom Material, das es jetzt gibt.

Das Leistungsabzeichen der Jugendgruppe von Ludwig Huber (Dritter von links) im Jahre 1980 unter den kritischen Augen von Schiedsrichter Josef Zeiler (rechts). Auf dem Bild sind auch Feuerwehrleute, die noch aktiv sind, wie Schlosser Johann Comoretto (Dritter von rechts) oder Optiker Michael Wolf (Vierter von rechts) sowie Kreisbrandmeister Reiner Gillig (Fünfter von rechts).

Der Wigg erinnert sich noch gut an die Einsätze mit den alten Schläuchen aus Hanf: „Die hat‘s immer zerrissen, dann hamma die Schlauchbinden zum Flicken angelegt, des hat immer gedauert. Dann bist drecknoß g‘wesen, des war halt a Volksbelustigung für die Leit‘“, lacht er.
Die jungen Kollegen sind fleißig am Lernen er

zählt David. Wie man die Schläuche richtig behandelt, auch Atemschutz wurde schon durchgenommen. Er weiß auch, dass man eine Fritteuse, die Feuergefangen hat niemals mit Wasser löschen darf, das Feuer muss erstickt werden. David, Fabian und Jonas, haben sich schon überlegt, warum sie zur Feuerwehr sind. David findet es einfach gut, wenn er einfach anderen helfen kann und ist dafür bereit diese gründliche und anspruchsvolle Ausbildung zum Feuerwehrmann zu machen. Jonas gefällt die Feuerwehrarbeit und vor allem die Kameradschaft, und Fabian ist sozusagen von seinem Vater mit dem Feuerwehrvirus infiziert worden, der ist nämlich auch Feuerwehrmann. Irgendwie brennen die drei schon für ihr anspruchsvolles Hobby.
„Aber“, meint Hermann Weber von „de Oidn“ – „wichtig ist die gute Ausbildung.

Am Anfang ganz schön verwirrend: Was ist was und wo gehört das hin? Das lernen die jungen Feuerwehrler von Anfang an. Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen.

Ihr müsst schon die Geräte und die ganze Ausrüstung gut kennen, damit ihr beim Einsatz sicher seid!“. Die drei Jungen nicken. Und einstimmig ergänzen die erfahrenen Senioren: Ihr müsst unbedingt auf den Kommandanten hören! Alleingänge gehen bei der Feuerwehr überhaupt nicht, Teamarbeit wird ganz groß geschrieben. Die kleinste Einheit beim Einsatz sind zwei Feuerwehrleute, die zusammenarbeiten. Aber auch die müssen unbedingt dem Kommandanten oder Einsatzleiter gehorchen.
Der Hofman Sepp erinnert sich da an eine Geschichte, die böse hätte enden können. Ein Brand auf einem Bauernhof, das Vieh war gerade verkauft worden und es war noch jede Menge Geld im Haus, die alte Bäuerin verzweifelt: „A Kamerad und i san ins Haus, weil die alte Frau hat g’sagt, unterm Kopfkissen liegt as ganze Geld drin, deadsas aussa. Und dann samma mir beim Fenster eigstieg‘ng und mei Kollege und i und dann hammas Geld rausdoa und herausd abgeh‘m und unterm abgeh‘m hat der Schindlbeck (Hans Schindlbeck, damals Kommandant) uns so g‘schimpft weil wir der Gefahr net gewachs‘n han gwen, war des Haus eing‘stürzt, dann war ma verbrennt drin!“
Sich selber in Gefahr bringen und das der Kameraden geht eben nicht bei der Feuerwehr und den Rüffel vom Kommandanten hat’s zu recht gegeben. Sich einordnen und unterordnen und machen was beim Einsatz angeschafft wird, nur so funktioniert die Feuerwehrarbeit sicher und erfolgreich.

Eine Löschübung der Dingolfinger Jugendfeuerwehr.

Auch die jungen Feuerwehrkameraden haben schon einiges gelernt: Können Ausrüstung benennen, kennen die Einsatzmöglichkeiten verschiedener Feuerlöscher und die Geräte in ihrem Ausbildungsfahrzeug. „Und“ – meint Jonas – „ Feuerwehrarbeit hat auch viel mit der Psyche zu tun, also wenn man Angst hat.“ Ein Tipp an alle Schüler: „Wenn‘s in der Schule brennt, nicht in Panik geraten, beim Lehrer bleiben und mit dem Lehrer raus aus der Schule und net aus dem Fenster springen oder selber davon laufen“.Die Feuerwehr wird im Juni zur Feierwehr. Denn dann wird das 150. Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr am Wochenende vom 14. bis 17. Juni 2018 gefeiert.
Zwei Tage gehören voll und ganz den Bürgern von Dingolfing, deshalb hat die Feuerwehr für den Festfreitag das bayerische Musikkabarett eingeladen „Da Huawa da Meier und I“ und außerdem am Donnerstag die „Spider Murphy Gang“ als Auftakt für ein Feierwochenende mit Bayerischem Rock’n Roll. Bandgründer Günther Sigl rockt noch immer ganze Hallen und Festzelte. Und Hand auf’s Herz: Jeder kennt die Texte – von der Rosi im Sperrbezirk, der Schickeria, dem Sommer in der Stadt. Wer mitsingen und mitrocken will – es gibt noch Tickets beim Skribo Wälischmiller, im Bruckstadel, in Herzogs‘ Haus der Genüsse und bei Wolf & Meindl Optik. Oder man bestellt die Tickets einfach bei der Feuerwehr per E-Mail unter tickets@feuerwehr-dingolfing.de und lässt sich die Karten nach Hause schicken.

Vielversprechender Feuerwehrnachwuchs vor dem eigenen Spind.
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