Frauenpower am Weltfrauentag

Frauen im Brandschutz: Mit Leidenschaft bei der Sache

Laut dem bayerischen Innenministerium kümmern sich geschätzt 326.000 aktive Feuerwehrleute, davon rund 315.000 ehrenamtlich, in rund 7.500 Freiwilligen Feuerwehren und sieben Berufsfeuerwehren um den Brandschutz. Dabei nimmt die Anzahl der weiblichen Dienstleistenden mit über 32.000 Feuerwehrfrauen kontinuierlich zu. Diese Zahlen spiegeln sich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Dingolfing wider: Von den 99 Aktiven sind 80 Männer und sechs Frauen (sowie 13 Feuerwehranwärter).

Erste Frau in der Vorstandschaft

Eine dieser Frauen ist die 21-jährige Lisa Spielbauer. Sie wurde bei der Jahreshauptversammlung im Januar 2023 als erste Frau seit dem Bestehen des Vereins in die Vorstandschaft gewählt. Die Steuerfachangestellte ist relativ neu bei der Feuerwehr Dingolfing – sie kam im Herbst 2020 durch einen Umzug erst in die Stadt. Der Ort war neu, das Metier kennt sie aber bereits, denn mit 16 Jahren trat sie der Freiwilligen Feuerwehr in ihrem Heimatort nahe Eichendorf bei. Warum? „Mein Opa war schon bei der Feuerwehr, mein Vater ist Kommandant. Zudem geht es bei der Feuerwehr sehr familiär zu. Daher war für mich klar, dass ich das machen will“. Ähnlich klingt es auch bei Anna Gillig und Veronika Saller: Auch sie stiegen mit 17 beziehungsweise 14 Jahren in die Jugendfeuerwehr ein. Und beide prägte das Engagement des Vaters und Großvaters bei der Feuerwehr ebenfalls nachhaltig.

Kein klassischer Männerberuf mehr

In vielen Wehren, nicht nur in Bayern, sondern deutschlandweit, sind Frauen zahlenmäßig in der Minderheit. Woran liegt das? „Es kann gut sein, dass viele Frauen sich gar nicht bewusst sind, das sie bei den Wehren willkommen sind. Auch wird der Beruf beziehungsweise das Ehrenamt bei der Feuerwehr oft noch als ‚klassischer‘ Männerberuf angesehen. Aber langsam scheint sich das zu ändern. Wir haben erfreulicherweise in den Jugendgruppen zunehmend immer mehr Mädchen, die sich freiwillig melden“, erklärt Lisa Spielbauer. Ähnlich sieht es ihre Kameradin Veronika Saller: „Vor 20 Jahren war es noch nicht so recht vorstellbar, aber heute wird man als Frau bei der Feuerwehr komplett akzeptiert“. Saller weiß, wovon sie redet, denn die Werkfeuerwehrfrau ist inzwischen seit 22 Jahren dabei. Die 35-Jährige ist unter anderem Ausbilderin und Leiterin im Bereich Atemschutz und Gruppenführerin im Einsatzdienst. Eine geschlechtliche Unterscheidung im Dienst lehnt sie – bezogen auf die Dingolfinger Wehr – aber ab: „Das Team um die Männer und Frauen der FF Dingolfing ist die letzten Jahre so zusammengewachsen, dass es meiner Meinung nach keine Kategorisierung nach Geschlecht mehr braucht. Wir können uns aufeinander verlassen, wissen um die Fähigkeiten und den Wert jedes Einzelnen. Nur das zählt.“ Welche Voraussetzungen sind für den Dienst notwendig? „Eine große Portion Willen und Leistungsbereitschaft. Technisches Grundverständnis und körperliche Leistungsfähigkeit sind sicherlich förderlich für einen einfacheren Einstieg“, erklärt Veronika Saller.

Schweißtreibend, kalt, nass und unbequem

„Man sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass es schweißtreibend, kalt, nass und unbequem werden kann. Aber es gibt einem auch enorm viel zurück. Hier findet man absoluten Zusammenhalt, wenn man bereit ist, Energie zu investieren, zu lernen und sich auch mal die Hände schmutzig zu machen“, ergänzt sie.

Die 23-jährige Anna Gillig, im Hauptberuf Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistungen, fügt hinzu: „Auch wenn man vielleicht nicht die Muskelkraft der Männer hat, so bringen Frauen andere Stärken mit ein. Genauso funktioniert Feuerwehr – jeder bringt das ein, was er gut kann, egal ob alt oder jung, Mann oder Frau. Erst diese Vielfalt ergibt ein vollständiges Gesamtbild.“

Vereinbarkeit

Die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf ist allein im Alltag schon herausfordernd. Wie kann dies funktionieren, wenn dazu noch ein ehrenamtliches Engagement kommt? „Als Mama einer kleinen Tochter kann ich sagen: Es geht in gewissen Lebenssituationen nur mit großer Unterstützung der Familie. Und einem Lebenspartner, der viel Verständnis für das eigene Engagement mitbringt“, berichtet Veronika Saller. Anna Gillig betont das Thema Verständnis: „Ich habe das Glück, dass mein Partner ebenfalls aktives Mitglied der Feuerwehr Dingolfing ist und daher meistens mit dabei ist. Auch mein Arbeitgeber bringt viel Verständnis für mein Ehrenamt mit, was definitiv einiges erleichtert und leider auch nicht mehr selbstverständlich ist“.

Motivation

Was motiviert die drei Frauen sich in der Feuerwehr zu engagieren und sich mitunter auch Gefahrensituationen ausgesetzt zu sein? Die Antwort fällt bei allen Frauen gleich aus: Menschen helfen zu wollen. Menschen aus Notsituationen zu retten und effektive Hilfe zu leisten. Der Dienst bei der Feuerwehr ist breitgefächert und erfordert lösungsorientiertes Handeln in verschiedensten Situationen. Die stetige Weiterbildung ist ein Muss für das Ehrenamt.

Neben diesen Herausforderungen betonen die Frauen aber auch explizit, was das Ehrenamt ihnen, trotz des großen Aufwands, persönlich zurückgibt. „Man lernt bei der Feuerwehr nicht nur für den Einsatzdienst, sondern für sein ganzes Leben. Vor allem den Umgang mit verschiedenen Personen und Situationen. Die Kameradinnen und Kameraden bei der Feuerwehr im aktiven Dienst sind zwischen zwölf und 65 Jahren alt. Man muss sich also mit den verschiedensten Charakteren beschäftigen, um als Team im Ernstfall zu funktionieren. Daraus entstehen altersübergreifend Freundschaften, die es ohne die Feuerwehr vermutlich in diesem Rahmen nicht geben würden“, fasst es Anna Gillig zusammen.

Für Interessierte

Frauen, Männer und auch Jugendliche, die Interesse an der Arbeit bei der Feuerwehr haben, haben die Möglichkeit bei der Feuerwehr persönlich vorbeizukommen, bei Übungen zuzuschauen und auch mit den Aktiven vor Ort zu sprechen. Jeden Mittwoch um 18 Uhr (mit Ausnahme der Ferien und Feiertage) trifft sich bei der Feuerwehr in der Wollerstraße 15 die Jugendgruppe (zwölf bis 18 Jahre). Jeden Freitag um 18.30 Uhr finden die Mannschaftstreffen am gleichen Ort statt. Hier können Interessierte bei den Übungen zuschauen, Informationen einholen und Fragen stellen. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

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Text-Quelle: Idowa

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