„Ich will Leuten in Not helfen können“

"Quereinsteiger" der Feuerwehr Dingolfing erklären, warum sie der Wehr beigetreten sind.

Auch die Erwachsenen suchen neue Mitglieder.
Um aktives Mitglied zu werden, muss man nicht den klassischen Weg über die Jugendfeuerwehr gehen. Die Feuerwehr Dingolfing sucht weiterhin nach Mitgliedern: Jeder zwischen 12 und 50 Jahren kann der aktiven Mannschaft beitreten.

Mehrere Türöffnungen, ein Wohnhausbrand, zwei Waldbrände, ein Industriebrand, ein Verkehrsunfall, ein Dachstuhlbrand und zwei Alarmierungen durch eine Brandmeldeanlage – blickt man auf die Liste der letzten Einsätze, wird klar, wie oft und vielfältig die Kräfte der ehrenamtlichen Feuerwehrmänner und -frauen alleine im April gefordert waren.

Unerlässlich sind dafür zahlreiche aktive Mitglieder, die nicht nur während ihrer Freizeit rufbereit, sondern auch dementsprechend geschult sind und in jedem Moment wissen, welcher Handgriff als Nächstes erforderlich ist. Genau aus diesem Grund wird die Jugendarbeit bei den örtlichen Wehren ganz groß geschrieben. Doch nicht nur Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren können der Feuerwehr beitreten, auch ohne vorher Teil der Jugendfeuerwehr gewesen zu sein, kann man aktives Mitglied werden. Das beste Beispiel ist die Feuerwehr Dingolfing: Ende 2017 konnten sieben „Quereinsteiger“ begrüßt werden.

„Ich will Leuten in Not helfen können“, antwortet die 18-jährige Laura Mißlinger auf die Frage, was sie dazu bewegt habe, der Feuerwehr beizutreten. Die Kfz-Mechatronikerin war sich anfangs nicht ganz sicher, ob sie als Frau mit den größtenteils männlichen Kameraden mithalten könne, „aber ich wurde ganz toll aufgenommen. Außerdem habe ich zusammen mit Anna angefangen, dann fiel es mir noch leichter.“

Gemeint ist die 19-jährige Anna Gillig. „Ich komme aus einer Feuerwehrfamilie, deswegen wollte ich auch unbedingt zur Feuerwehr.“ Wenn sie im Einsatz mit ihrem Vater ist, „schafft er an“, sagt sie. Generell fühle sich aber die ganze Feuerwehrgemeinschaft sehr familiär an, weil jeder jeden kennt und teilweise mehrere Generationen aus den jeweiligen Familien in der gleichen Feuerwehr sind. „Wir sind alle eine große Familie.“

Auch drei Rettungsdienstler hat es zur Feuerwehr verschlagen: Benedikt Erdt, Xaver Knott und Adrian Stiegler. Während Benedikt und Xaver beim BRK-Kreisverband Dingolfing-Landau tätig sind, arbeitet Adrian in der Integrierten Leitstelle in Landshut. Weil sie während der Arbeit öfter in Kontakt mit der Feuerwehr gekommen sind, wollten sie sich deren Arbeit einfach mal näher anschauen. „Ich habe durch die Feuerwehr noch mal ein anderes Verständnis für die Arbeit im Rettungsdienst gewonnen. Außerdem sind die Aufgaben bei der Feuerwehr sehr vielfältig und man unterstützt sich gegenseitig“, sagt Benedikt. Trotzdem trenne man BRK und Feuerwehr voneinander: „In der Arbeit geht es um die Patientenbetreuung, bei der Feuerwehr um die Rettung“, erklärt Xaver. Auch Adrian hat mit der Wehr sehr gute Erfahrungen gemacht: „Wenn man beispielsweise beim Verkehrsunfall nach mehr Ausleuchtung gefragt hat, war diese in wenigen Sekunden da. Deswegen wollte ich mir die ganze Feuerwehr-Maschinerie und die Abläufe selbst ansehen.“

Tim Nussbaumer kannte die Arbeit der Feuerwehr schon vorher. Nachdem er von Steinberg nach Dingolfing gezogen ist, wechselte er zur Dingolfinger Wehr. „Mich hat die Herausforderung gelockt, von einer kleineren zu einer größeren Feuerwehr zu wechseln“, sagt der 23-Jährige. Während der Arbeit im Schichtsystem könne er zwar nicht ausrücken, aber bei einer Feuerwehr dieser Größe, habe man immer Einsätze.

Der letzte im Bunde ist der 24-jährige Maximilian Trippl. Für ihn waren zwei Gründe entscheidend, Mitglied der Feuerwehr zu werden: „Zum einen möchte ich Helfen können, egal an welche Stelle und zum anderen ist die Feuerwehr ein sozialer Anknüpfungspunkt. Während der Übung und auch bei Einsätzen hat man immer wieder Kontakt zu den Kameraden. Das Zusammengehörigkeitsgefühl schafft Verbindungen, die auch dann im Einsatz tragen, wenn die letzten Reserven gefordert werden.“

Nun, knapp eineinhalb Jahre nach dem Beitritt der „Quereinsteiger“ wird es an diesem Wochenende ernst: „Gruppe zur Leistungsprüfung antreten!“, lautet dann das Kommando des Gruppenführers. Knoten und Stiche, Verkehrsabsicherung, Wasserentnahme aus dem Hydranten, Strahlrohre und das Kuppeln einer Saugleitung mit vier Saugschläuchen – jeder Handgriff muss sitzen. Geprüft wird auf Zeit, weil im Ernstfall jede Sekunde zählt.

„Wir üben so intensiv, weil wir das Handwerkszeug soweit intus haben müssen, dass wir uns beim Einsatz um das eigentliche Geschehen kümmern können“, erklärt Stellvertretender Kommandant Stefan Fischer, der selbst seit 25 Jahren Mitglied der Feuerwehr ist.

Schon nach ungefähr zwei Jahren Ausbildung seien die „Quereinsteiger“ in der Regel voll einsatzfähig. Doch nicht nur die Quereinsteiger müssen regelmäßig üben. Der Ausbildungsplan der Dingolfinger Wehr ist gut gefüllt: Mittwochs wird mit der Jugend und den Maschinisten geübt, freitags für die Modulare Truppausbildung und einmal im Monat wird ein Zusatzkurs am Samstag für diejenigen angeboten, die während der Woche keine Zeit haben. Für die Leistungsprüfung am Wochenende stehen die Zeichen jedenfalls gut, denn am Ende der Übung gab es für die gesamte Gruppe Lob vom Stellvertretenden Kommandanten: „Ihr habt’s super gearbeitet!“ Belohnen kann sich die Truppe dann am 1. Mai, wenn das traditionelle Grillfest gefeiert und der Maibaum aufgestellt wird.

Trotz der Quereinsteiger sucht die Feuerwehr Dingolfing immer nach neuen Mitgliedern. Jeder, der einen Dienst für die Gesellschaft leisten möchte und zwischen zwölf und 50 Jahre alt ist, kann sich über die Homepage www.feuerwehr-dingolfing.de/kontakt melden oder sich einfach Mittwoch oder Freitag ab 18 Uhr in der Feuerwache einfinden. Auch über weitere Feuerwehrfrauen in den eigenen Reihen würde man sich freuen.

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