Das Üben von Einsatzfahrten unter Stress
Für eine Woche steht den Feuerwehren des Landkreises der Fahrsimulator zur Verfügung.
Fahren unter Stressbedingung mit Blaulicht und Martinshorn – das können seit Montag die Fahrzeugmaschinisten der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis an einem Fahrsimulator üben. Am Montagabend fand die offizielle Indienststellung des Sondersignal-Fahrt-Trainers (SFT) in der Feuerwache Dingolfing durch Innen-Staatssekretär Erhard Eck statt.
Finanziert wird der Fahrsimulator vom Bayerischen Staatsministerium des Innern und der Versicherungskammer Bayern. Eine Woche lang steht nun der Sondersignal-Fahrt-Trainer den Feuerwehren des Landkreises zur Ausbildung zur Verfügung, bevor er zu einem anderen Landkreis kommt. Wie Alfons Weinzierl, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverband Bayern, erklärte, sei das eine gute Übung für die Fahrzeug-maschinisten, unter Stress ihr Fahrzeug zur Einsatzstelle zu bekommen. Denn Einsatzfahrten mit Martinshorn und Blaulicht seien in der Regel mit einem höheren Unfallrisiko verbunden. Diese Fahrten werden in den Freiwilligen Feuerwehren generell von ehrenamtlichen Feuerwehrdienstleistenden ausgeübt. Die Ausbildung der Fahrzeugmaschinisten ist auf drei Säulen gestützt. Denn geübt werde natürlich mit dem eigenen Fahrzeug, dazu käme ein praktisches Fahrsicherheitstraining mit dem eigenen Fahrzeug, beispielsweise beim ADAC sowie das Training am Fahrsimulator unter Stressbedingungen. „Denn bei einem Einsatz um drei Uhr morgens, mit Blaulicht und Sirene bedeutet puren Stress für die Maschinisten. Das kann man auf freier Strecke nicht üben“, so Alfons Weinzierl. Mit dem Simulator können verschiedene Situationen nachgefahren werden, beispielsweise, Tages- und Nachtfahrten, schlechtes Wetter, wie Regen oder Nebel. Zudem gibt es drei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, um die Maschinisten an den Simulator zu gewöhnen. Geübt werden hierbei zudem Gefahrensituationen, wie das Überfahren von roten Ampeln, das passieren von Engstellen, wie Rettungsgassen und Ähnliches. Eine „Fahrt“ dauert etwa sechs bis sieben Minuten.
Insgesamt dauert die Ausbildung vier Stunden. In den vier Stunden werden sechs Fahrzeugmaschinisten geschult. Am Tag werden somit zwölf Feuerwehrmänner ausgebildet, in der Woche sind das dann insgesamt 54 Mann. Neben dem Fahrtraining am Simulator, gehört natürlich auch ein Theorie-Teil. Denn die Fahrzeugmaschinisten sind auf ihren Sonderfahrten auch Rechten und Pflichten unterworfen. Denn natürlich müssten sich die Fahrer an die Regeln der Straßenverkehrsordnung halten, dürften aber in Schrittgeschwindigkeit über eine rote Ampel fahren. Ein Trainer der Herstellerfirma ist immer dabei und bespricht die einzelnen Fahrten mit den Kursteilnehmern.
Das bayernweite Projekt, das in Deutschland einzigartig sei, sei auf vier Jahre angelegt, so Alfons Weinzierl in seinen Ausführungen. „Das Ziel des Projektes ist, jungen Feuerwehrmännern das nötige Handwerkszeug an die Hand zu geben, um mit dem Fahrzeug richtig umgehen zu können“, so Weinzierl. Der Simulator sei aber nicht dazu da, Fahren zu lernen, denn das könnten die Fahrzeugmaschinisten bereits. Daher sei der Simulator auch auf die einfachsten Ausstattungen reduziert. Auf drei großen Monitoren kann der Fahrer die Straße und die Landschaft rechts und links im Auge behalten.
„Das Projekt dient der inneren Sicherheit und natürlich auch der Verkehrssicherheit, so Innen-Staatssekretär Gerhard Eck. Da er selbst lange Jahre bei der Feuerwehr aktiv gewesen war und schon bei vielen schweren Einsätzen dabei wüsste, wüßte er, wie wichtig so eine Fahrausbildung unter Stress sei. Er bezeichnete die Beschaffung dieses Simulators als großen Schritt für die Freiwilligen Feuerwehren. Jährlich würden sich die Kosten für das vierjährige Projekt auf rund 350.000 Euro belaufen. Der Fahrsimulator alleine kostet etwa 250.000 Euro.
Dr. Robert Heene, Vorstandsmitglied der Versicherungskammer Bayern berichtete von einem Teilnehmer, der erklärte, dass man soetwas in der Praxis nicht üben könne, denn die Straßenverkehrsordnung sei nicht außer Kraft gesetzt und zudem käme noch der Stressfaktor hinzu. Das Interesse der Versicherungskammer, das Projekt mit zu finanzieren sei, dass es ein 17-fach erhöhtes Risiko für Blechschäden bei Einsatzfahrten gebe und ein achtfach erhöhte Risiko für Personenschäden.
Bürgermeister Josef Pellkofer betonte, dass es im Stadtgebiet von Dingolfing allein schon fünf Feuerwehren gebe. „Für die Freiwilligen Feuerwehren investieren wir jährlich sehr viel Geld. Die Ausstattung entspricht dem Leistungsvermögen der Feuerwehren“, so der Bürgermeister. Überdies sei die Zusammenarbeit mit der BMW Werksfeuerwehr sehr gut. Er bezeichnete den Simulator als gute Übungsmöglichkeit, die Spaß macht. „Das kann man nur so üben, denn in der Realität hat man beim Üben keine Sonderrechte.“
Stefan Fischer, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr gab noch einen kurzen Überblick über die Freiwillige Feuerwehr Dingolfing, die derzeit aus 85 Aktiven mit zwei Frauen bestehe. Im Fuhrpark befänden sich zwölf Fahrzeuge. „Wir sind froh über den Fahrsimulator, der eine gute Ergänzung zu unserer Ausbildung ist“, so Fischer. Denn pro Jahr werden zwischen 200 bis 250 Einsätze gefahren, damit kämen dann etwa 10.000 Kilometer zusammen. Insgesamt sei man 10.000 Stunden im Jahr im Einsatz. Dabei müsse man bedenken, dass auf eine Einsatzstunde sieben Stunden Ausbildung kämen.
Sowohl Staatssekretär Gerhard Eck, als auch Bürgermeister Josef Pellkofer und Dr. Robert Heene durften gleich ihr Geschick am Fahrsimulator unter Stress erproben.